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 Highway.

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Rose Fayden
Rose Fayden
Schüler der CCH
Schüler der CCH

Alter : 27

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BeitragThema: Highway.    Highway.  EmptySo 4 März 2012 - 22:16

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Zuletzt von Rose Fayden am So 20 Mai 2012 - 19:44 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Jack Morgan
Jack Morgan
Lehrer der CCP


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BeitragThema: Re: Highway.    Highway.  EmptySo 4 März 2012 - 22:24

Die Lichter der Stadt blinkten schon von weitem. Seit mehr als 6 Stunden war ich schon unterwegs, auf dem Weg von San Francisco, meinem Geburtsort nach Culver City, meinem jetzigen Zuhause. Noch immer lagen mir die Eindrücke der letzten Tage schwer im Magen, doch je weiter ich mich von diesem Ort entfernte, umso besser fühlte ich mich. Es war mehr als egoistisch, das war mir schmerzlich bewusst, doch ich konnte nicht anders.
Mein Jaguar schwebte über den Asphalt, jenseits der Geschwindigkeitsbegrenzung und ich überholte ein Auto nach dem anderen, was mir wütendes Hupen einbrachte. Doch es drängte mich nach Hause, in meine gewohnte Umgebung und es konnte mir gar nicht schnell genug gehen. Es war jedes Jahr dasselbe, seit nun mehr schon fünf Jahren. Es lag nicht daran, dass das Verhältnis zwischen mir und Emily, meiner Mutter alles andere als entspannt oder gar liebevoll war, ganz im Gegenteil. Als ich noch zur Schule ging, war mein einziger Gedanke, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ich ausziehen könnte, ein eigenes Leben beginnen und nie wieder mit dieser Frau reden zu müssen. Doch die Geburt meiner Schwester, Samantha, hatte alles verändert. Ich hatte sie vom ersten Tag an geliebt und beschützt, vor allem, was kam. Seien es die Lover meiner Mutter oder meine Mutter selbst.

Der Tag, an dem sie mich bat bei ihr zu bleiben, würde ich wohl nie vergessen. Es war ein Tag vor meinem achtzehnten Geburtstag, Emily war ausgegangen. Durch das Fenster in der Küche hatten Samantha und ich beobachtet, wie ein protziger Mercedes vorgefahren kam und Emily freudestrahlend einstieg. Dieses Szenario bot sich mir schon mein Leben lang, doch ich hatte mich nie daran gewöhnt, wenn ich einen Blick auf den Mann im Wagen warf und man diesem förmlich ansah, dass er ihr nie den nötigen Halt geben konnte, den sie benötigte.
Die Enttäuschungen, die das alles mit sich brachte, hatten ihr Jahr für Jahr mehr zugesetzt und es zeigte sich sowohl physisch, als auch psychisch, dass sie krank wurde. Doch eines Tages hatte mich das alles einfach nicht mehr gekümmert. Ich wusste, dass sie es nicht wert war, doch für meine Schwester war das alles noch schwerer. Auch an diesem Abend kuschelte sie sich an mich, ich legte ihr einen Arm um die Schulter, während Tränen über ihr kleines Gesicht kullerten. Sie verdiente diesen Schmerz nicht und ich hatte all die Jahre mein bestes gegeben, ihr derartiges zu ersparen. Nur war es leider schier unmöglich gewesen.
Nach wenigen Minuten der Stille hatte ich meinen Arm von ihrem Körper gelöst und mich so gedreht, dass ich ihr ins Gesicht schauen konnte. Soviel Leid im Gesicht einer Sechsjährigen ließ mich auf meine Unterlippe beißen. Ich diesen Momenten war auch ich den Tränen nah, nicht wegen meiner Mutter, keinesfalls, nur wegen Samantha. „Was hältst du davon, wenn wir Karten spielen?“, hatte ich gefragt und sie dabei angelächelt. Auf ihrem verweinten Gesicht schlich sich ein müdes Lächeln und sie nickte. Sanft hatte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht gewischt und ihr einen Kuss auf die Stirn gedrückt, bevor wir uns erhoben und ins Wohnzimmer gingen. Wohnzimmer war nett ausgedrückt, bestückt mit einem alten Sofa, einem Fernseher dem man keine Farbbilder zutraute, Gardinen, die von Motten zerfressen und voll von Dreck waren und einem Tisch, auf dem alte Zeitungen lagen. Wir hatten uns auf den Fußboden gesetzt und gespielt. Natürlich nach ihren Regeln, wie es sich gehörte. Dabei erfand sie ständig neue, die seltsamerweise immer dazu führten, dass sie gewann. Doch das alles störte mich nicht. Sie gab jedes Mal ein ersticktes Lachen von sich, wenn ich wieder einmal verlor, was meistens damit endete, dass ich sie durch kitzelte, bis sie zu quieken begann.
Auch an diesem Abend verlief es nicht anders und als sie schließlich nach Luft japsend auf dem Fußboden lag und immer noch um sich trat, bildete ich mir schon ein, dass ich es wieder geschafft hatte, sie auf andere Gedanken zu bringen. Doch plötzlich setzte sie sich auf, ihre eisblauen Augen, die auch ich besaß, blickten mich ernst an und ließen Sorge in mir aufkeimen. „Jack? Darf ich das was fragen?“, begann sie mit piepsiger Stimme. In jedem anderen Fall hätte ich über ihre Worte gelacht, doch die Art, mit der sie mich ansah, ließen mich lediglich nicken. „Du wirst mich doch nicht verlassen oder? Ich will nämlich nicht alleine bei Mama bleiben.“ Die Worte waren wie eine Ohrfeige für mich. Ich wusste noch ganz genau, dass ich fast gegrinst hätte, weil mein erster Gedanke war, dass keine der Ohrfeigen, die ich jemals erhalten hatte, so geschmerzt hatten. Und es waren weiß Gott viele gewesen. Natürlich war es nicht gegen mich gerichtet, doch in mir drin zersprang der letzte Funke Hoffnung. Der egoistische Teil in mir drin, den wohl jeder Mensch zu einem gewissen Teil besaß, hatte immer gehofft, dass Samantha niemals fragen würde, dass vielleicht alles gut wurde und ich sofort nach der Schule ausziehen konnte. Ich wusste, dass es falsch gewesen wäre, doch das wäre die Zukunft gewesen, die ich mir, zumindest in jüngeren Jahren, immer gewünscht hatte.
Jedoch stand für mich schon länger fest, dass ich meine Schwester nicht alleine lassen konnte. Und als ich mich damit abgefunden hatte, spürte ich auch, dass ich es überhaupt nicht wollte. Ich war mir über die Konsequenzen bewusst. Ich wusste, dass es bedeuten würde, dass ich vielleicht nicht studieren konnte, dass ich versuchen musste, weiterhin mit schlechtbezahlten Jobs über die Runden kommen musste, doch was viel schlimmer war, war der Gedanke, noch länger mit meiner Mutter unter einem Dach leben zu müssen. Oft hatte ich darüber nachgedacht, ob ich vielleicht weglaufen könnte, die Ersparnisse unter meinem Bett schnappen, Samantha packen und das kleine verfallenen Haus für immer verlassen…doch ich hatte diesen Gedanken aufgegeben. Wir konnten nirgendwo hin und ich wollte Samantha nicht den Bedingungen auf der Straße aussetzen. Die kleine Hand meiner Schwester, die meine ergriff, hatte mich daran erinnert, dass sie noch auf eine Antwort wartete. „Ich werde bei dir bleiben, Kleine, bis auch du alt genug bist, deinen Weg zu gehen“, hatte ich geantwortet, ohne noch länger zu zögern und ihr damit vielleicht Angst einzujagen. Sie schien nicht hundertprozentig überzeugt, doch in erster Linie hatte sie das gehört, was sie erhofft hatte. Ich hatte sie in meine Arme gezogen und ihr zugeflüstert, dass ich sie lieben würde.

Hupend raste ein roter Lamborghini an mir vorbei, brachte mich ins hier und jetzt zurück und entsetzt stellte ich fest, dass ich mitten im Verkehr in Los Angeles steckte. Total in Gedanken versunken war ich falsch abgebogen. Trotz der Tatsache, dass es vier Uhr morgens war, war die Hauptstraße dicht befahren. Es dauerte Minuten, bevor ich die Ampel passierte, um nach rechts abbiegen zu können. Ein Schild wies mich darauf hin, dass es nur noch wenige Kilometer bis nach Culver City waren.
Als ich es schließlich zur Auffahrt des Highways geschafft hatte, war ich wieder von Dunkelheit umgeben. Die Lichter der Stadt lagen hinter mir und am Horizont blinkten die meiner Heimatstadt.

Müde trat ich das Gaspedal durch und raste den Highway entlang. Ich drosselte das Tempo erst, als ich das Neonschild an dem kleinen Fast Food-Lokal sah, das sich nur wenige Meter vorm Ortseingang von Culver City befand. „Welcome back“, murmelte ich zu mir selber, als ich am Ortseingangsschild vorbeisauste.

tbc: Culver City; Das Wohnviertel - Das Haus von Jack Morgan - Schlafzimmer.

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