Cf. Audreys Zimmer
Als der schwarze Jaguar-Cabrio hielt, musste ich unwillkürlich Grinsen. Es war unglaublich befriedigend, wenn man sich so etwas leisten konnte. Ich wusste nicht, wie die Leute ohne so viel Geld zurechtkamen. Raquelle und ich verprassten jeden Tag ein Monatsgehalt von den Durchschnittsarbeitern. Doch ihre Eltern schien das genauso wenig zu stören wie meine: Sie waren zu beschäftigt, und solange wir gute Noten nach Hause brachten würden sie nichts sagen. Das hatte eine gute und eine schlechte Seite. Doch ich fand, die gute Seite überwog absolut.
„Na, schöne Ferien gehabt?“, fragte ich während ich die Beifahrertür aufmachte und mich auf den Sitz setzte und Raquelle fest drückte.
Man versank fast in den weichen Ledersitzen. Als ich meine Freundin näher betrachtete, stach mir eins sofort ins Auge: Die Farbe Rot.
Ich konnte ein erfreutes Quietschen nicht unterdrücken und zeigte auf ihren Rock. „Hey, du hast dran gedacht!“ Ihre leicht gebräunte Haut kam in dem Rot wunderbar zur Geltung.
Und ich wusste bereits, was morgen alle trugen: Rot.
Wir waren durchaus It-Girls. Und diesen Job nahmen wir äußerst ernst. Es war nicht so, dass wir uns jeden Abend stundenlang zusammensetzen und beschließen würden, was wir am nächsten Tag tragen würden. Wir hatten meisten die gleichen Farben an. Möglicherweise war das so, weil wir uns schon so lang kannten… Es war zumindest sehr praktisch.
Als Raquelle ihren Wagen wieder startete, öffnete sich unsere Haustür. Doch bevor mein Zwilling herauskommen würde, schoss der Wagen los.
Automatisch fragte ich mich, was Rose wohl heute tragen würde. Sie war nicht der Typ, der sich Kleider anzog oder sich mehr schminkte als nötig. Sie könnte so viel mehr aus sich machen. Ich war mir sicher, dass sie auch zu uns gehören hätte können.
Aber anscheinend wollte sie lieber in der Menge verschwinden. Ich konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Raquelle musterte mich aus den Augenwinkeln besorgt, aber ich winkte nur ab.
Als wir auf das Schulgelände kamen, waren alle Augen auf das Auto – oder auf uns – gerichtet. Ich grinste. „Es geht los, Süße!“, rief ich lachend. Die Schüler, die auf dem Parkplatz standen, wichen zurück, als Raquelle auf ihren Stammparkplatz fuhr.
Wir stiegen aus, und wenn bisher nicht alle Blicke auf uns lagen, war es jetzt soweit. Wer außer den beliebten Schülern kam schon mit einem Jaguar zur Schule? Bewundernde Blicke und auch Neid schlug uns entgegen und als uns ein paar Normalos über den Weg liefen, schaltete sich automatisch mein Läster-Modus ein.
Ein paar der Schüler, die mit dem Bus angekommen waren, strömten bereits in das Gebäude. Auch ein junger Mann, von der Ferne ziemlich unscheinbar.
Mein nächstes Opfer, dachte ich mir grinsend und schmiss mit flüssigen Bewegung meine Haare nach hinten.
tbc: High school - Parkplatz der Schule