Mit einem leisen Seufzen holte ich mein Handy aus meiner Tasche, wollte eigentlich gar nicht wissen ob mir jemand geschrieben, oder ob ich irgendwelche Anrufe verpasst hatte. Und trotzdem sah ich auf das glänzende kleine Display. Eine neue Nachricht. Ich drückte auf ‚Öffnen‘ und schon erschien der Text. Schon bei der ersten Zeile wusste ich, wer er es war. Evan.
Ich...weiß nicht wo ich Recht anfangen soll.
Ich wollte dich auf keinen Fall verletzen und du bist auch nicht nur ein 'Trostpreis' für mich.
& ich wollte auch nicht das aus diesem 'Ausflug' ein Riesen-Drama wird.
& es tut mir wirklich Leid..
...ich mag dich wirklich...auch wenn ich mir sicher bin , dass es bei dir nicht so ist.
Ich hör jetzt auch auf dich zu nerven , das musst ich nur irgendwie los werden...
Kopfschüttelnd erstellte ich eine neue Nachricht.
Du bist dir sicher dass ich dich nicht mag? Wirklich, Evan? Denkst du das?
Meinst du, ich hätte wegen jemandem geheult, den ich nicht mag?
Und wie zur Hölle kannst du denken, dass du nervst?
Der Zorn deiner Schwester war wohl Strafe genug.
Und mir tut es auch Leid, ich hab überreagiert.
Falls du‘s weiter probieren willst, warn ich dich lieber vor: Das könnte öfter passieren.
:* Audrey
Meine Wut und meine Enttäuschung waren wirklich verflogen. Ich wusste nicht wie, aber es war so. Und außerdem wollte ich nicht schon am Anfang des Schuljahres Stress haben, denn der würde unweigerlich noch früh genug kommen. Spätestens wenn ich meiner Schwester lang genug über den Weg laufen würde, dass sie wegen Evan hätte fragen können.
Gähnend sah ich auf die Uhr. Es war tatsächlich schon ziemlich spät, darum beschloss ich, es für heute gut sein zu lassen und ins Bett zu gehen. Es dauerte nicht lange, bis ich Bettfertig war. Mit gemischten Gefühlen und einem lachenden und einem weinenden Auge kuschelte ich mich in mein Kissen und schloss die Augen.
An diesem Morgen klingelte mein Wecker schon früher, und ich brauchte eine Weile, bis ich kapierte, wieso. Raquelle und ich wollte heute ausreiten, und das hatten die Tiere wahrscheinlich auch bitter nötig, immerhin wurden sie schon lange nicht mehr richtig ausgeritten. Die Ferien über konnten sie zwar auf die Koppel, aber da weder Elle noch ich zu Hause waren, wurden sie nicht regelmäßig ausgeritten. Noch im Halbschlaf schlich ich ins Bad und stieg unter die Dusche.
Zum Glück kam das Wasser heute gleich warm aus der Brause, denn auch wenn mir kaltes Wasser gut getan hätte, hasste ich das.
Als ich wieder aus der Dusche kam, schlang ich mir ein großes, weiches Handtuch um den Körper und nahm den Föhn, der in seinem Halter an der Wand befestigt war. Es dauerte eine Weile, bis sie ganz trocken waren, aber Gott sei Dank fielen sie heute richtig gut.
Ich zog mich schnell an, diesmal eine Jeans und ein Top, denn zum Reiten war es eindeutig besser, eine Hose anzuziehen. Ich musste kurz Grinsen. Obwohl die andere Variante, die mit dem Kleid, auch ganz lustig sein könnte.
Ich schnappte mir meine Schultasche und lief die Stufen hinunter. Das Haus war noch dunkel, aber es war ja klar, dass noch keiner so früh auf war wie ich. Mum und Dad waren auch immer noch nicht zu Hause. Ich runzelte die Stirn. Nicht, dass das irgendwann in meinem Leben anders gewesen wäre. Sie waren nie zu Hause. Wir hatten früher Kindermädchen gehabt, aber seitdem wir aus dem Alter herausgewachsen waren, gehörte uns das Haus praktisch ganz alleine. Ein Teil von mir war traurig darüber, denn eigentlich wusste ich nichts über meine Eltern. Ich wusste, dass sie reich waren, wie sie aussahen, doch ich hatte keine Ahnung was sie mochten oder was sie gerne aßen. Ich wusste noch nicht mal ihre verdammte Lieblingsfarbe.
Doch der andere Teil fand das alles ziemlich cool. Wir hatten alles was wir brauchten und noch mehr. Bei uns stiegen regelmäßig Partys, und weil meine Eltern nie zu Hause waren, erfuhren sie auch nichts davon. Außer die Polizei rückte an und informierte sie darüber. Doch auch das schien ihnen egal zu sein, denn sie sprachen uns nie darauf an. Oder mich, denn sie wussten, Rose würde keine Partys schmeißen. Besonders keine lauten.
Ich öffnete die Tür und ging auf den eleganten Wagen zu, der in der Einfahrt stand. Es war Raquelles Auto, ein toller Wagen, edel und leicht zu bedienen.
Die Fahrt dauerte nicht lange, denn wir wohnten nur ein paar Straßen auseinander, ein Vorteil von vielen in unserer Freundschaft. Raquelles Haus war ebenfalls ziemlich groß und hatte einen tollen Garten. Ich mochte ihr Zuhause, ehrlich gesagt war ich auch so oft bei ihr, dass ich sagen könnte, es wäre mein Zweitwohnsitz. Ich parkte ihren Wagen vor der Garage und lief schnell die Veranda hoch.
Ich klingelte, und ich musste nicht lange warten, bis ein verschwommener Schatten hinter der Tür auftauchte.
„Ich hoffe du hast es heile gelassen!“, begrüßte mich Elle grinsend und zog mich in eine Umarmung. Ich lachte und erwiderte sie. „Natürlich, was denkst du denn!?“
„Ethan ist noch da, aber komm doch mit rein. Er hat frühstück gemacht. Danach können wir losreiten, wenn du magst!“ Ich nickte und wir gingen in die Küche. Ethan saß am Tisch und lächelte mich gutgelaunt an. „Hey, Hübscher“, sagte ich grinsend und umarmte ihn kurz, während Raquelle mir ihren Platz anbot. Ich setze mich, während sie auf Ethans Schoß Platz nahm. Ich zog Lächelnd eine Augenbraue hoch, irgendetwas war mit den beiden los. „Na, hab ich euch bei was gestört oder warum grinst ihr beide so?“
Cf.: Hasu von Raquelle und Evan - Küchääääää XD