Als um 5 mein Wecker klingelte, war ich weniger begeistert. Aber da heute der erste Schultag an der CC High für mich anstand, musste ich wohl oder übel aufstehen. Meine Katze Misery war auf mein Bett gehüpft und wollte sich gerade auf mir zusammenrollen. „Tut mir Leid, meine Süße“, flüsterte ich, während ich ihr über den Kopf streichelte und dann von mir schob. Ich setzte mich auf und plötzlich durchzuckten mich schlimme Kopfschmerzen. Schnell ließ ich mich zurück ins Kissen fallen und schloss die Augen. Ja, da fiel mir dann auch wieder ein, warum ich so müde war. Ich war praktisch zur Feier des Tages, gut bei mir war jeden Tag ein Tag zum Feiern, abends noch einen Trinken gegangen. Es war eigentlich gar nicht so viel. Ich wusste ja, dass ich heute zeitig raus musste. Schnell schlug ich die Augen auf und sah neben mich. Ich hätte schwören können, dass…da sah ich einen Zettel liegen. Nur schwer konnte ich lesen, was da stand.

Hey Jack,
entschuldige, dass ich gegangen bin.
Aber ich hatte Angst, die Kinder könnten aufwachen und
deshalb wollte ich zuhause sein. Ich hoffe,
wir sehen uns bald wieder.
Lisa

Ich zerknüllte den Zettel und warf ihn einmal quer durch’s Zimmer. Da wurde dann auch Misery wieder wach und rannte dem Ball hinterher. Mit einem schweren Seufzer erhob ich mich ein zweites Mal. Dieses Mal vorsichtiger. Gut, dass diese…wie hieß sie gleich noch?...naja auch egal, gut dass sie weg war. In diesem Zustand hatte ich nicht gerne irgendwelche Frauen neben mir. Sollte sie irgendwann wieder vor der Tür stehen, würde ich einfach sagen, dass ich ihre Nummer ja nicht hatte. Ich öffnete die Schublade meines Nachttischschranks um eine Aspirin zu suchen, allerdings musste ich feststellen, dass sie alle waren. Aber in meinem Bad waren sicher noch welche. Auch wenn das Bad grade kilometerweit weg erschien musste ich doch dahin. Langsam stand ich auf, die Augen immer noch geschlossen, denn das Licht machte alles so…hell. Zum Glück war das Bad gar nicht so weit weg. Im Bad schluckte ich zuerst eine Aspirin, dann merkte ich, dass ich nichts anhatte und ging gleich unter die Dusche. Danach ging es mir auch gleich besser. Ich zog meine Jogginghose an und lief Oberkörperfrei in die Küche. In meinem Kühlschrank befand sich nicht zu viel, deshalb trank ich nur ein Glas Milch. Mehr wollte ich meinem Magen auch nicht zumuten.

Nachdem ich halbwegs wieder wach und zurechnungsfähig war, zog ich mir ein enganliegendes Shirt über, zog mir meine Turnschuhe an und verließ das Haus. Ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass mein Grundstück mehr als groß war. Deshalb lief ich nur ein paar Mal um den Pool, bis zum Gartentor und dann wieder ins Haus. Die Sonne war aufgegangen und blendete unheimlich. Langsam wurde es aber Zeit, dass ich mich anzog und zur Schule fuhr. Ich zog mir einfach eine Jeans und ein T-Shirt über, suchte noch schnell meine Sachen zusammen, die ich für den Unterricht brauchte. Als mir Misery plötzlich in die Arme hüpfte, erschrak ich schon beinahe. Ich war den ganzen Morgen in Halbschlaf durchs Haus gelaufen. Ich zog die kleine, schwarze Katze an mich. Ich hatte sie erst einige Wochen und sie war noch sehr klein und verspielt und sie hatte schon genug Sachen zerstört, aber bei ihr machte mir das nichts aus. Allerdings musste ich nun auch los. Ich suchte mir noch meine Sonnenbrille, da ich vorhin schon im Spiegel erschrocken war. Ich küsste Misery kurz auf den Kopf. Die Kleine hatte es mir einfach angetan. Mein Leben lang hatte ich Typen mit Tieren mehr als weicheimäßig und schwul gehalten und jetzt besaß ich selber eine Katze. Ich schnappte mir meine Tasche und verließ das Haus. Auf dem Weg zur Garage fragte ich mich, was mich heute erwarten würde. Eine Horde wild gewordener Schüler die mich zu tote nervten? Irgendwelche Lehrer, bei denen mir schon von Anblick schlecht wurde? Die Garage öffnete sich und wieder einmal bestaunte ich meinen schwarzen Jaguar xf. Er war einfach toll. Ich ließ mich in den beige-farbenen Sitz gleiten und fuhr los. Im Radio kam „Bad Things“. Ich drehte es fast auf volle Lautstärke und sang mit. Das tat zwar meinen Kopfschmerzen, die trotz des Aspirins nicht hundertprozentig weggegangen waren, nicht gut, allerdings ließ es mich nicht mehr darüber nachdenken, was mich gleich erwartete. Im Grunde war es mir egal, aber ein bisschen eitel war ich in dieser Beziehung schon. Vielleicht war es aber auch total anders und es gab ein paar nette Lehrerinnen, mit denen man mal etwas „unternehmen“ könnte. Bei dem Gedanken musste ich Grinsen. Im selben Moment fuhr ich auf den Schulparkplatz. Die Schüler waren alle in der Schule. Ich suchte mir einen Parkplatz und stieg aus. Auf dem Parkplatz mir gegenüber stieg gerade eine braunhaarige Frau aus. Sie sah ohne Frage sehr gut aus. Durch meine Sonnenbrille sah ich natürlich nichts genaues, aber ich traute meinen Augen noch kein Sonnenlicht zu. „Entschuldigung!“, rief sie plötzlich in meine Richtung und lächelte dabei. Sie hatte ein tolles Lächeln. „Ich bin Neu hier, und habe leider keine Ahnung wo das Lehrerzimmer ist… Bitte sagen Sie mir, dass sie eine Lehrkraft sind und wissen, wo es ist“, sprach sie weiter. „Ich bin übrigens Scarlet Brennan“, fügte sie dann hinzu. Ich ging noch ein paar Schritte auf sie zu, dann lächelte ich sie ebenfalls an. „Jack Morgan“, antwortete ich ihr und streckte meine Hand entgegen. „Und ja, ich bin Lehrer aber genauso neu. Aber ich denke, wir werden es schon finden. Wollen wir nach drinnen gehen?“, fragte ich noch ehe ich ihr noch ein breiteres Lächeln zeigte. Meistens war das sehr hilfreich.

tbc. CC High - Parkplatz