Ein großes Bett für süße Träume

Cf.: Innenstadt – Schießstand nahe der Innenstadt

Mein Schlaf war unruhig, voller wirrer Träume. Ich sah Scarlet vor mir und doch war sie so fern. Schwarze Gestalten umkreisten sie, mit einem bedeutungsschweren Grinsen im Gesicht, das scharfe Zähne aufblitzen ließ. Egal was ich tat, ich konnte sie nicht erreichen. Ich sah dass sie schreien wollte, doch kein Laut verließ ihre Lippen. Ich spürte die Kälte um uns herum, das Zittern dass durch meinen Körper ging. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.
…
Ich starrte in den Lauf einer Waffe. Der Mann, der sie zielsicher auf mich richtete, grinste hämisch. Ich wusste, ich kannte ihn irgendwoher, doch mir wollte nicht einfallen, woher. „Du hast dich nicht an die Spielregeln gehalten, Liam. Und du kennst die Konsequenzen dafür. Vergehen werden bestraft.“ Ich schluckte, wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht. Wie in Zeitlupe sah ich, dass sein Finger sich auf den Abzug legte und er ihn krümmte. Dann – ein Schuss.

Keuchend fuhr ich aus meinem Bett hinauf. Was zum…?! Ich schüttelte den Kopf. Das musste am Wetter liegen! Die Hitze beeinflusste meine Träume. Ich blickte auf die Uhr. 4.20 Ich seufzte und wusste, dass ich jetzt sowieso nicht mehr einschlafen könnte. Ich verzog das Gesicht und lief zum Fenster, um es zu schließen. Die Nacht war trotz der unnatürlich hohen Temperaturen am Tag kühl und erfrischend gewesen. Und diese Kühle auch heute Nachmittag beizubehalten, zog ich die Vorhänge zu und genoss kurz das schummerige Licht im Zimmer. Dann lief ich ins Bad. Leichte Augenringe machten sich in meinem Gesicht bemerkbar – ich ignorierte sie. Ich kam mit Schlafmangel gut zurecht. Spätestens als ich mir das eiskalte Wasser ins Gesicht spritzte war ich endgültig wach. Ich zog mir eine kurze Hose und ein ärmelloses Shirt über, bevor ich die Treffenstufen nach unten lief und in der Küche meine Kaffeemaschine einschaltete. Sie begrüßte mich mit einem Rattern, das mir verkündete, dass der allmorgendliche schwarze Kaffee auf dem Weg war. Zufrieden lief ich zur Tür und schnappte mir die Zeitung aus dem Briefkasten und überflog sie. Es stand nichts Interessantes drin, soweit man die üblichen Raubmorde als uninteressant betiteln konnte. Aber das war Californien, das war LA. Wen das abschreckte, der sollte sich hier besser nicht blicken lassen. Ich gähnte herzhaft. So ganz wach war ich doch nicht, doch das würde sich gleich beim Joggen wieder ändern. Ich genoss meinen Lauf in der Früh. Zum Strand nach Culver City waren es gut 20 Kilometer, doch ich legte die Strecke inzwischen schnell zurück. Grinsend nahm ich mir meinen Kaffee und eine Schüssel voll Müsli und setzte mich auf die Terrasse. Die Sonne kroch langsam hinter den Bäumen hervor und gab der Umgebung einen rosaroten Teint. Die Vögel wachten langsam auf und stimmten ihr Lied an. Los Angeles dagegen lag noch in tiefem Schlummer. Nur die Sportlichen unter den Einwohnern der Millionenstadt machten sich langsam auf, um joggen, reiten oder Fahrrad fahren zu gehen. Bei den Temperaturen im Sommer war es auch nicht anders möglich. Da musste man um fünf Uhr aufstehen, wenn die Sonne noch nicht ihren Dienst geleistet hatte.
Um genau 4.35 Uhr verließ ich mein Haus, die Schlüssel und mein Handy in der Hosentasche.

Tbc.: CC – Strand hinter den Häusern